Der „Sklave“ als Gottes Sprachrohr?
Johannes 15:15
Ich nenne euch nicht mehr Sklaven, denn ein Sklave weiß nicht, was sein Herr tut. Ich habe euch aber Freunde genannt, weil ich euch alle Dinge, die ich von meinem Vater gehört habe, bekanntgegeben habe.
„Der treue und verständige Sklave“
Matthäus 24:45
Wer ist in Wirklichkeit der treue und verständige Sklave, den sein Herr über seine Hausknechte gesetzt
hat, um ihnen ihre Speise zur rechten Zeit zu geben?
Handelt es sich bei dieser Aussage Jesu um eine Prophezeiung?
[od] Organisiert, Jehovas Willen zu tun (gedruckte Ausgabe 2005), Kapitel 3
1 „Wer ist in Wirklichkeit der treue und verständige Sklave?“ Mit dieser Frage leitete Jesus ein Gleichnis ein,
das zu dem Zeichen gehört, das er in Verbindung mit dem „Abschluss des Weltsystems“ nannte (Mat. 24:3, 42-47). […]
In der neueren Ausgabe des Organisiert-Buches von 2015 gibt eine Aussage mit gleichem Inhalt im Kapitel 3 („Gedenkt derer, die unter euch
die Führung übernehmen“), Absatz 3.
Es handelt sich gemäß dem Organisiert-Buch also nur um ein Gleichnis. Wenn es aber ein
Gleichnis ist, dann ist es keine Prophezeiung und hat auch keine Erfüllung.
Interessant auch der Paralleltext aus Lukas 12:41, 42:
Lukas 12:41, 42
Dann sagte Petrus: "Herr, sagst du dieses Gleichnis für uns oder auch für alle?"
42 Und der Herr sprach: "Wer ist in Wirklichkeit der treue Verwalter, der verständige, den sein Herr über seine Dienerschaft setzen wird, um
ihnen fortwährend ihr Maß an Speisevorrat zur rechten Zeit zu geben?
Gemäß der Aussage von Petrus hatte Jesus zuvor ein Gleichnis erzählt. Gibt es einen Grund anzunehmen, dass Jesus
auf eine Frage zu einem Gleichnis mit einer Prophezeiung antwortet? Oder ist es nicht naheliegender, dass er auch hier wieder
ein Gleichnis bringt?
[ka] Gottes tausendjähriges Königreich hat sich genaht (1973), Kapitel 17, Abs. 23
23 Was Jesus in diesem Gleichnis veranschaulichte, wurde vom Jahre 33 u. Z. an, als er wegging, Wirklichkeit; seither besteht
diese „Sklaven“klasse, „das Israel Gottes“, die geistgezeugte, gesalbte Versammlung Christi, die schließlich 144 000 Glieder umfassen wird. (Offenbarung 7:4-8; 14:1-3)
Aus den geschichtlichen Aufzeichnungen geht hervor, daß zu Beginn der unsichtbaren Parusie des „Herrn“, im Jahre 1914, dem Jahr, in dem die Zeiten der Nationen abliefen,
noch ein Überrest dieser „Sklaven“klasse auf der Erde war. Der aus einzelnen Gliedern bestehende „Sklave“ lebte also noch, als das „Zeichen“ der Parusie oder
„Gegenwart“ des Herrn zu sehen war.
Warum sollte ein Gleichnis Wirklichkeit werden? Davon hatte Jesus nie gesprochen.
Von welchen „geschichtlichen Aufzeichnungen“ ist hier die Rede? Das ist nur eine Behauptung um Seriosität zu suggerieren. Eine Quelle als Beweis fehlt aber.
„Literatur und Videos werden von Jehova zur Verfügung gestellt“
[mwb21.09] Arbeitsheft 9/21 „Unsere Studienhilfsmittel nutzen“
Damit wir wirkungsvoll lehren können, stellt uns Jehova Werkzeuge zur Verfügung,
zum Beispiel Videos, Traktate, Zeitschriften, Broschüren, Bücher und unser wichtigstes Werkzeug, die Bibel.
Wenn diese Werkzeuge wirklich von Gott stammen, warum gibt es dann Korrekturen als
sogenanntes „Neues Licht“ oder „besseres Verständnis“ wie im Offenbarungsbuch oder dem Hesekiel-Buch? Heißt das dann,
dass die Quelle (angeblich Gott) sich korrigieren musste? Keine Frage, die Bibel stammt von Gott. Aber der Rest?
Warum musste die Bibel niemals korrigiert werden, neuere Literatur, die angeblich auch von Jehova stammt, aber immer wieder?
Muss Gott seine Aussagen korrigieren?
Jakobus 1:17
Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk stammt von oben, denn es kommt vom Vater der [himmlischen]
Lichter herab, und bei ihm gibt es keine Veränderung von der Drehung des Schattens.
Jeremia 23:28
Der Prophet, bei dem ein Traum ist, erzähle den Traum; der aber,
bei dem mein eigenes Wort ist, rede mein Wort der Wahrheit gemäß.“ [...]
Johannes 17:17
Heilige sie durch die Wahrheit; dein Wort ist Wahrheit.
Um diese Bibelverse zusammenzufassen: Die Wahrheit (Gottes) ist die Wahrheit und muss nicht korrigiert werden.
Wenn also jemand eine andere „Wahrheit“ verkündet und diese korrigieren muss, dann war es offensichtlich nicht die Wahrheit.
Wenn aber von Gott die Wahrheit stammt, dann ist diese zu korrigiernde „Wahrheit“ offenbar nicht die Wahrheit Gottes, womit
klar wird, dass die Literatur und Videos keineswegs von Gott zur Verfügung gestellt werden, sondern aus einer anderer Quelle stammen.
Wenn die zu korrigiernde „Wahrheit“ aber nicht die Wahrheit Gottes ist, dann ist die Behauptung,
dass sie von Gott stammt, offensichtlich eine Lüge und wir kennen den Vater der Lüge (Johannes 8:44).
„Sind die Zeichen aus Matthäus 24 nicht klare Hinweise auf die Zeit des Endes?“
Wie beurteilte Jesus die, die nach Zeichen suchten?
Lukas 11:29
Als die Volksmengen sich in Massen sammelten, fing er an zu sagen: „Diese Generation ist eine böse
Generation; sie sucht nach einem Zeichen. Doch kein Zeichen wird ihr gegeben werden, ausgenommen das Zeichen Jonas.
Was sagte Jesus, wann das Ende kommen würde?
Markus 13:32
Von jenem Tag oder der Stunde hat niemand Kenntnis, weder die Engel im Himmel noch der Sohn,
sondern [nur] der Vater.
Wenn der vollkommene Jesus, der alle Prophezeiungen seines Vaters kannte und sicherlich ein
hochintelligenter Mensch war, nicht errechnen konnte, wann das Ende kommt, warum hat es dann ein Mann wie
Charles Taze Russell geschafft? Oder ist die angeblich biblische Berechnungsgrundlage Russells und anderer Vertreter der
„Leitenden Körperschaft“ vielleicht doch nicht gegeben? Schaut man sich die Grundlagen für die Berechnungen
Russels in alten Büchern oder Wachttürmen an, kennt man die Antwort.
Ist die Leitende Körperschaft das (einzige) „Sprachrohr“ Gottes?
Diese Fragen wurde Geoffrey Jackson (Mitglied der „Leitenden Körperschaft“ von Jehovas Zeugen) vor der Royal
Commission gestellt. Von dieser Royal Commission wurden verschiedene Religionsvertreter im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch in
ihren jeweiligen Gemeinschaften befragt.
Q: And do you see yourselves as Jehovah God's spokespeople on earth?
A: That I think would seem to be quite presumptuous to say that we are the only spokesperson that God is using.
The scriptures clearly show that someone can act in harmony with God's spirit in giving comfort and help in the congregations, but if I
could just clarify a little, going back to Matthew 24, clearly, Jesus said that in the last days ‐ and Jehovah's Witnesses believe
these are the last days ‐ there would be a slave, a group of persons who would have responsibility to care for the spiritual food.
So in that respect, we view ourselves as trying to fulfil that role.
Dazu die Übersetzung von
Deepl:
F: Und seht ihr euch selbst als Sprecher Jehovas Gottes auf Erden?
A: Ich denke, es wäre ziemlich anmaßend zu sagen, dass wir die einzigen Sprecher sind, die Gott benutzt. Die Heilige Schrift
zeigt deutlich, dass jemand in Harmonie mit Gottes Geist handeln kann, indem er Trost und Hilfe in den Gemeinden gibt, aber wenn ich
nur ein wenig klarstellen darf, zurückgehend auf Matthäus 24, sagte Jesus eindeutig, dass es in den letzten Tagen - und Jehovas
Zeugen glauben, dass dies die letzten Tage sind - einen Sklaven, eine Gruppe von Personen geben würde, die die Verantwortung für
die geistige Nahrung haben würden. In dieser Hinsicht sehen wir uns also als jemand, der versucht, diese Rolle zu erfüllen.
Ist die „Leitende Körperschaft“ nun
das Sprachrohr Gottes? Laut Geoffrey Jackson ist
sie es, aber sie ist nicht das einzige. Würde das dann aber nicht bedeuten, dass auch andere Gemeinschaften von Gott als
sein Sprachrohr eigesetzt werden?
Wenn Geoffrey Jackson sagt, die „Leitende Körperschaft“
versucht die Rolle des Sklaven aus Matthäus 24
zu erfüllen (dabei bitte immer bedenken, dass dieser „Sklave“ in einem Gleichnis und keiner Prophezeiung erwähnt
wurde) klingt das für mich so, als wären sie bestrebt, das Rechte zu tun, aber würden dabei ihre Rolle noch nicht vollständig
ausfüllen. Das klingt ganz anders, als es sonst in der Literatur zu finden ist, wo doch stets die Aussage zu finden ist, dass
die
LK dieser „Sklave“
ist.
Warum ist die
LK bemüht, nach außen ein ganz anderes Gesicht zu zeigen als innerhalb der Orgsanisation? Wenn ihre Rolle gottgegeben
ist, dann sollte das nicht notwendig sein, oder?
Gibt es ein „Sprachrohr“ Gottes gemäß der Bibel?
Die Bibel gebraucht zwar nicht den Ausdruck „Sprachrohr“ Gottes, aber nennt jemanden ganz klar
das „Wort“ (λόγος). Wer das ist, macht folgender Bibeltext deutlich:
Johannes 1:1 (Elberfelder Übersetzung [1871])
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.
Mehr zu diesem Bibeltext findet sich unter
Jesus.
Der „treue und verständige Sklave“ im Wandel der Zeit gemäß der Literatur
Interessant ist es auch, wie sich die Personengruppe, die man als den „treuen und verständigen Sklaven“ bezeichnete, im Laufe der Zeit in der Literatur der „Wachtturm, Bibel- und Traktat-Gesellschaft“ änderte.
[w81 1.3. S. 24-27, Absaz 1, 5] Schätzt du den „treuen und verständigen Sklaven“?
1 „WER ist in Wirklichkeit der treue und verständige Sklave?“ Mit dieser Frage leitete Jesus Christus
ein Gleichnis von prophetischer Bedeutung ein. Dieses Gleichnis bildet einen Teil des „Zeichens“, das er für den
„Abschluß des Systems der Dinge“, die Zeit, in der wir jetzt leben, vorhersagte (Matth. 24:3). […]
5 Jehovas Zeugen glauben, daß sich dieses Gleichnis auf die eine wahre Versammlung der gesalbten Nachfolger Jesu bezieht.
Von Pfingsten 33 u. Z. an hat diese sklavenähnliche Versammlung in den vergangenen 1900 Jahren ihren Gliedern geistige Speise ausgeteilt und hat sich
dabei als treu und verständig erwiesen. Besonders seit der Zeit der Wiederkunft oder Gegenwart Christi ist dieser „Sklave“ deutlich zu erkennen.
Er ist an seiner Wachsamkeit und daran zu erkennen, daß er als „treuer und verständiger Sklave“ für die geistige Speise sorgt, die von allen in
der Christenversammlung benötigt wird. Dieser „Sklave“ oder die geistgesalbte Versammlung ist in der Tat der von Gott anerkannte Kanal, der in
der „Zeit des Endes“ sein Königreich auf der Erde vertritt (Dan. 12:4). Nach dem Verständnis der Zeugen Jehovas besteht der „Sklave“ aus der
Gruppe der gesalbten Christen auf der Erde, die in den seit Pfingsten bis heute vergangenen 1900 Jahren gelebt haben. Die „Hausknechte“
sind daher diese Nachfolger Christi als Einzelpersonen.
Stand 1981 bildete also die Versammlung aller gesalbter Christen seit 1900 Jahren den „treuen und verständigen Sklaven“.
[w13 15.7. S. 20-25, Absatz 9, 10] „Wer ist in Wirklichkeit der treue und verständige Sklave?“
9 Setzt sich der treue Sklave aus allen geistgesalbten Christen auf der Erde zusammen? Nein. Tatsache ist: Nicht alle
Gesalbten sind daran beteiligt, ihre Glaubensbrüder in der ganzen Welt mit geistiger Speise zu versorgen. Es gibt geistgesalbte Brüder, die in
einer Versammlung als Dienstamtgehilfen oder Älteste dienen. Sie lehren im Predigtdienst und in ihrer Versammlung und halten sich loyal an die
Anleitung aus der Weltzentrale. Mit dem Austeilen geistiger Speise an die weltweite Bruderschaft haben sie jedoch nichts zu tun. Zu den Gesalbten
zählen auch demütige Schwestern, die sich nie zu Lehrern in der Versammlung aufschwingen würden (1. Kor. 11:3; 14:34).
10 Wer ist also der treue und verständige Sklave? Dem Muster entsprechend, nach dem sich Jesus der Wenigen bedient, um
die Vielen zu speisen, handelt es sich um eine kleine Gruppe geistgesalbter Brüder, die während der Gegenwart Christi federführend darin sind,
die geistige Speise vorzubereiten und auszuteilen. Während der gesamten „letzten Tage“ haben die gesalbten Brüder, die den treuen Sklaven bilden,
gemeinsam in der Weltzentrale gedient. In den letzten Jahrzehnten ist der Sklave eng mit der leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas in
Verbindung gebracht worden. Dabei gilt zu beachten, dass das Wort „Sklave“ in Jesu Gleichnis in der Einzahl steht, was auf einen kollektiven
Sklaven hindeutet. Ihre Entscheidungen trifft die leitende Körperschaft somit gemeinsam.
Kasten "Hast du es verstanden?":
„Der treue und verständige Sklave“: Eine kleine Gruppe geistgesalbter Brüder, die während der Gegenwart
Christi federführend darin sind, die geistige Speise vorzubereiten und auszuteilen. Diese gesalbten Brüder bilden heute die leitende Körperschaft.
[…]
„Über seine Hausknechte gesetzt“: 1919 wählte Jesus befähigte geistgesalbte Brüder aus, den treuen und verständigen Sklaven zu bilden
Mit 2013 wurde dann die Rolle des „treuen und verständigen Sklaven“ korrigiert. Nur mehr die „Leitende Körperschaft“ bildete nun den „treuen und verständigen Sklaven“.
[w23 Mai S. 14-19, Absatz 15] Bleib auf dem „Weg der Heiligkeit“
15 Im Jahr 1919 wurde Gottes Volk von den Fesseln Groß-Babylons befreit. Damals trat der
„treue und verständige Sklave“ in Erscheinung – gerade rechtzeitig, um aufrichtige Menschen auf dem „Weg der Heiligkeit“ willkommen zu
heißen (Mat. 24:45-47). […]
Der „treue und verständige Sklave“ wurde demnach erst 1919 gebildet und trat in Erscheinung.
Durch das veränderte „Licht“ wird aus der Zweiklassengesellschaft der Zeugen Jehovas nun eine Dreiklassengesellschaft, bestehend aus
den (nicht gesalbten) sogenannten „anderen Schafen“, den „Geistgesalbten“ und dem „treuen und verständigen Sklaven“. Damit hebt sich die „Leitende Körperschaft“ noch mehr vom
Volk ab. Gleichzeitig fällt auf, dass in älterer Literatur (z.B. Organisiertbuch 2005, Wachtturm 1981) die Aussage Jesu aus Matthäus 24:45 noch klar als
Gleichnis genannt wird, später aber nicht mehr. Eine Erklärung, warum aus diesem Gleichnis nun eine prophetische Erfüllung folgen soll, bleibt die
Literatur schuldig. Letztlich stützt diese vermeintliche prophetische Erfüllung nur die Lehre, dass eine kleine Gruppe von Menschen eine größere
Gruppe anführt. Einen solchen Führungsanspruch nur auf ein Gleichnis zu stützen, kann man dann aber durchaus als sehr gewagt bezeichnen.